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Ausstellung

#DepictingWomen
#DepictingWomen
Niki de Saint Phalle
Little Nana
1968 Gips, bemalt
ahlers collection
© Niki Charitable Art Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2018
15. September 2018 - 09. Dezember 2018

#DepictingWomen

Frauenbilder in der Kunst


beauty, goddess, motherhood, bathing, soliciting, fullfilling und fragment sind Topoi der Darstellung von Frauen mit einer langen Bildtradition. Wie stehen wir zu diesen Frauenbildern?

Das weltweite Presseecho auf die Kunst-Aktion in der Manchester Art Gallery Anfang dieses Jahres, für die ein präraffaelitisches Gemälde entfernt wurde, auf dem unbekleidete Nymphen dargestellt sind, und die dadurch ausgelösten Diskussionen zeigen, dass die #MeToo-Bewegung längst auch in der Kunstwelt angekommen ist. Kunstwerke aus älteren Epochen ebenso wie aus der Gegenwart werden kritisch betrachtet und im öffentlichen und privaten Rahmen diskutiert, dies nicht selten hitzig und polemisch. Es geht um die Verbindung zwischen Macht und Sex, um die Definition der Rollen von Mann und Frau, um konservative Weltbilder und feministische Ideale – um das Verhältnis der Geschlechter zueinander. 

Auch unsere Ausstellung beschäftigt sich mit dieser aktuellen Debatte. In Anlehnung an die #MeToo-Bewegung wurde der Titel deshalb mit einem Hashtag versehen. Die Thematik selbst ist im Grunde nicht neu. Schon in der Antike, in Ovids Metamorphosen, konnte man von dem zypriotischen Bildhauer Pygmalion lesen. Der Künstler schuf eine Skulptur, in der er – unbewusst – sein Frauenideal formte. Er liebkoste seine Statue täglich und verliebte sich in sie. Seinem Sehnen nachgebend, erweckte die Göttin der Liebe und Erotik, Venus, das Kunstwerk zum Leben. Pygmalion erschuf sich sein Idealbild einer Frau genauso wie sich viele männliche Künstler späterer Zeiten Traumfrauen und Wunschszenen gestalteten. Ihr männlich geprägter, begehrender Blick formte Bildtraditionen von Schönheiten, von Prostituierten und Geliebten, von Göttinnen und Müttern und von Frauen, die nicht mehr mit ihrem ganzen Körper existieren, sondern von denen lediglich die Körperteile übrig bleiben, die dem Mann von Bedeutung erscheinen. Viele Exponate der Ausstellung, die zeitlich einen Bogen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart spannt, belegen dies.

Dieser männliche Blick auf das Sujet Frau bleibt in der Ausstellung #DepictingWomen jedoch nicht unkommentiert. Jeder Themengruppe ist mindestens eine Position einer Künstlerin an die Seite gestellt, die den Topos mit ihrer Arbeit hinterfragt. Daneben finden sich nicht minder kritische Stellungnahmen männlicher Künstler. Ein Schwerpunkt liegt auf Kunstwerken, die ihren gedanklichen Ausgangspunkt in den 1960er- und 70er-Jahren haben – der Zeit des Aufbegehrens gegen konservative Weltbilder und des feministischen Aufbruchs.

Die Gegenüberstellung von traditionellen Frauendarstellungen und jüngeren Arbeiten, die überkommene Rollenbilder ironisch, witzig oder kritisch reflektieren, fordert nicht nur dazu auf, die eigene Positionierung hierzu zu überprüfen, sondern wirft weitere Fragen auf: Wie sieht der weibliche Blick auf das Motiv Frau aus? Sehe ich einem Kunstwerk an, ob es von einer Frau oder einem Mann geschaffen wurde? Gibt es überhaupt eine speziell weibliche Sichtweise? 

Außerdem: Wie definieren sich Frau und Mann? Gibt es eine duale Ordnung der Natur, die das Denken der Personen bestimmt? Oder sind es ausschließlich gesellschaftlich definierte Rollen, denen sich die Menschen durch ihre soziale Prägung (mehr oder weniger) anpassen? So verschiedene Denker und Denkerinnen wie Friedrich Nietzsche und Simone de Beauvoir vertraten schon diese These. Aber was sieht man in den Kunstwerken? Die Ausstellung #DepictingWomen stellt Fragen nach Frauenbildern, die in der Kunst transportiert werden.

Die annähernd 90 Exponate stammen, bis auf wenige Leihgaben, aus der ahlers collection. Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog, der in der Stiftung Ahlers Pro Arte erhältlich ist.

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