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Ausstellung

THOMAS HERBST
THOMAS HERBST
Thomas Herbst
Kuhkopf, um 1880
Öl auf Papier, auf Karton aufgezogen
ehemals ahlers collection
19. Januar 2007 - 03. März 2007

THOMAS HERBST

Ein deutscher Impressionist

Zuletzt erinnerten aus Anlass seines 150. Geburtstages Ausstellungen an den Hamburger Maler Thomas Herbst (1848–1915), der zu den bedeutendsten Unbekannten der Moderne in Deutschland gehört. Dass er sich in seinem Werk auf kleinformatige Landschaften und Kuhdarstellungen konzentrierte und es ihm hiermit gleichwohl gelang, sich einen Namen zu machen, entspricht der Mentalität und bezeugt zugleich die künstlerische Qualität dieses deutschen Impressionisten, der jetzt erstmals in Hannover mit einer eigenen Ausstellung geehrt wird.

Der Weg des in Hamburg geborenen Thomas Herbst führte über eine erste Ausbildung am Frankfurter Städel 1866 an die private Schule des Pferdemalers Carl Steffeck nach Berlin, wo er unter anderem Max Liebermann kennenlernte. Beide gingen von dort an die Kunstschule nach Weimar und trafen sich erneut in den siebziger Jahren in Paris, wo sie ein Atelier miteinander teilten. Ihr Weg führte sie 1878 gemeinsam nach München, und erst 1884 trennten sich ihre Wege, als Liebermann nach Berlin, Herbst nach Hamburg zurückkehrte. Mit beiden, auf gleichartige Ausbildung und Erfahrung aufbauenden Werken ist das künstlerische Spektrum des deutschen Impressionismus umschrieben, dem diese Künstler in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich gegen erbitterte Widerstände zum allmählichen Durchbruch und schließlich zur Akzeptanz verhelfen konnten.

Für Thomas Herbst begann mit der Rückkehr in seine Heimatstadt eine Zeit kontinuierlicher Produktivität als ein Freilichtmaler, dessen künstlerisches Programm sich immer stärker dem Impressionismus näherte, dem er in Paris begegnet war. Kennzeichnend für seine Malweise war eine chromatische, aus Halbtönen aufgebaute farbige Übersetzung von Lichtsituationen, die der Maler an unscheinbaren Sujets auf dem Lande erlebte. In den Dörfern der Elbmarschen verbrachte er die eine Hälfte seines produktiven Daseins, während die andere dem gesellschaftlichen Leben in wohlhabenden und kunstsinnigen Hamburger Kreisen gehörte. In einem bescheidenen Themenspektrum und betont kleinem Format pflegte Herbst eine Lichtmalerei, deren Ergebnisse zum Besten gehören, was der Einfluss des Impressionismus in Deutschland hervorgebracht hat. Die Tradition holländischer Tiermalerei mit dem modernen Landschaftsimpressionismus in Einklang zu setzen, so ließe sich seine künstlerische Leitidee umschreiben, der er sich zeitlebens verpflichtet fühlte.

Die Ausstellung der Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte in Hannover umfasst 40 Gemälde und 20 Zeichnungen dieses Ausnahmekünstlers, der immer noch entdeckt zu werden verdient, obwohl ihn der Kunstmarkt längst als einen der bedeutenden deutschen Impressionisten favorisiert.

Zitate:

„Die Zeit, in der Thomas Herbst am Werk war, ist eine der großen Zeiten der Malerei gewesen, und der Schwung, der Optimismus, welcher die Kunstart trug, die die seine war: das Staffeleibild, vermochte wohl auch ihm selbst weithin Schwung und Optimismus zu verleihen."
Willi Wolfrath, 1922

„Dieser seiner Liebe zur Vaterstadt war er gefolgt, ohne die Einbuße zu bedenken, die er sowohl in materieller Hinsicht – da in Hamburg kein Kunstmarkt ist – wie in geistiger Beziehung erlitt, da er auf den Contakt Mitstrebender verzichten mußte. Vielleicht ist darin der Grund zu suchen, daß er sich nicht ganz seinen eminenten Fähigkeiten nach entwickelt hat.“
Max Liebermann, 1909

„Er war wirklich ein Künstler aus dem Vollen und ein Maler, der den Vergleich mit den vorzüglichsten der Gegenwart aushält. Die Hamburger hätten ihren heimatlichen Liebermann an ihm haben können, hätten sie sich mehr um ihn gekümmert und wäre er weniger bescheiden und zurückhaltend gewesen.“
Hans Rosenhagen, 1918

„Er besaß, was den meisten neueren Malern abgeht: Gemüt. Nicht in dem üblen, sentimentalen Sinne, sondern in der Form von großer Herzenswärme. Das, was er malte, sah er nicht nur mit den schärfsten Augen an – er war, wenn es ihn als Maler anzog, auch immer regelrecht darin verliebt. … Er malte nicht nur mit dem Pinsel, auch mit dem Herzen; nicht um seine Virtuosität zu zeigen, sondern aus Liebe zu dem Stück Natur, das er vor sich sah. Dieses innige Verhältnis zu dem Gegenstand seiner Malerei gibt dieser einen ganz eigenen Wert, eine ganz besondere Note und einen wundervollen poetischen Ausdruck.“
Friedrich Ahlers-Hestermann, 1939

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